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Beitrag vom 30.10.2002
Interview mit Cornelia Krämer von proventis GmbH
Bianca Theurer
Wie werden Sie in Zeiten von Insolvenzen mit einem IT-Start-Up erfolgreich? Dazu als Chefin unter Männern? Cornelia Krämer, Geschäftsführung von proventis GmbH, verrät, wie frau Chancen nutzt.
"Projektmanagement ist der Geist von proventis GmbH "
Cornelia Krämer ist eine Frau in Mittleren Jahren mit der Power und Energie einer 20-jährigen. Im November feiert sie Einjähriges Bestehen. Gemeinsam mit fünf jungen Männern um die dreißig gründete sie proventis GmbH in Berlin. Zu einer Zeit, als die New Economy von Insolvenzen gezeichnet war.
Wie kam es zur Gründung von proventis GmbH im November 2001?
Wir haben uns aus der Insolvenz heraus gegründet. Alle sechs, ich und meine fünf männlichen Kollegen, arbeiteten gemeinsam in einem großen Betrieb. Obwohl ich Führungskraft war, kam die Insolvenz der alten Firma für mich überraschend.
Was verbindet euch?
Das Projektmanagement ist der Geist, der Spirit von proventis.
Stichwort: Führungsfrauen IT. Wo liegen die Stärken?
Im Druck rausnehmen können, im Verständnisvoll auf Menschen zugehen können und nicht gleich irritiert sein, wenn nicht die Gleiche Aufmerksamkeit zurückkommt.
IT-Entwickler sind eine eigene Spezies. Nicht unbedingt kommunikationsstark, wie vielleicht ein Berater sein sollte. Es sind Menschen, die introvertiert sind und stark fachbezogen ticken. Das sollte frau wissen. Ich habe mich mit Fingerspitzengefühl am Anfang darauf eingestellt und es läuft sehr gut.
Die IT-Branche ist stark von Männern geprägt. Was ist die Tendenz für die Zukunft?
Es wird sich von der geschlechtlichen Aufteilung nicht wesentlich verändern. Wir sind auch so sozialisiert. Der Weg ist schon hart für eine Frau, in diesen Beruf erfolgreich reinzukommen. Dieser Weg führt über die Uni oder die Fachhochschulen. Soweit mir bekannt ist, sind die Vorlesungen und Seminare stark männlich besetzt. Da muss eine Frau erst mal durch.
Kommt Macht von Machen?
Ja. Ich will Einfluss haben. Ich will machen und dazu gehört es, dass ich mich zeige, dass ich in die Führung gehe, dass ich es riskiere anzuecken. Es geht mir auch sehr gut damit. Ich habe einen Führungsanspruch und eine Menge Erfahrung.
Welche Erfahrungen sind das?
Meine Sozialisation für die Form der Beratung Changemanagement, wie ich sie lebe, habe ich ganz stark in den drei Jahren meiner Arbeit in Polen bekommen. Anfang der 90er Jahre war ich für das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Polen unterwegs, um alternative Erwerbsquellen im Land zu entwickeln. Um Anreize und Perspektiven für die Landbevölkerung zu schaffen. Das war für mich der Kick, da habe ich mich entschieden, diesen Weg zu gehen.
Ende der 80er Jahre bin ich bei Inbit eingestiegen. Ich bin dort als Assistentin der Geschäftsführung eingestiegen. Diesen Job habe ich eigentlich nie ausgeführt. Denn ich war kaum dort und stellte fest: Wir brauchen Integrationsseminare. Den Auftrag habe ich bekommen. Im weiteren Verlauf wurde mir übertragen, das Kommunikationszentrum aufzubauen.
Bleibt bei einer Führungsfrau Zeit für Privatleben?
Im ersten Jahr der proventis GmbH sehr wenig. Denn ich engagiere mich auch in beruflichen Verbänden. Es ist mir wichtig, dass ich unter Leute komme.
Die profanen Dinge des Lebens müssen auch getan werden, wie Kühlschrank füllen und für Nachschub im Kleiderschrank sorgen. Da bleibt wenig Zeit.
Karriere und Kinder ist kein Thema für dich?
(lacht) Jetzt nicht mehr. Ich war verheiratet und ich denke, es hat seinen Grund, dass die Seeleute überwiegend männlich sind. Die Frauen warten, die Männer nicht. So war es zumindest in meinem Fall. Wir haben uns auseinander gelebt als ich die drei Jahre in Polen unterwegs war.